--------Paul Norbert und Emil Krohmer ---------- --------Drei Brüder - eine Marke - A J S ----------
Norbert Krohmer war ein sehr guter Gespannfahrer, hier am Lenker seiner AJS Modell H8 mit seinem kleinen Bruder Emil im Seitenwagen, sein Bruder Paul sitzt bereits auf dem neuen M7 OHC Modell
Paul, Norbert und Emil Krohmer Ende der zwanziger Jahre, alle drei Brüder fuhren die schnellen AJS OHV und OHC Modelle aus Wolverhampton und ab 1934 die neuen OHC Modelle aus Plumstead.

Die Familie Krohmer stammte aus dem Stuttgarter Osten und hatten nur die wenigen Meter durch den Wagenburgtunnel (ältester für Automobile genutzter Tunnel Deutschlands) um bei der A.J.S Generalagentur für Württemberg und Baden Friedrich und Wilhelm Herrmann in der Stohbergstr. 15 einzukehren.

Ob das wohl der Grund war, sich viele Jahre dieser Marke verbunden zu fühlen ?

Die drei Brüder stammten aus bürgerlichen Verhältnissen und der Sohn von Norbert Krohmer, dem ich die Fotodokumente und auch sämtliche Anektoden verdanken darf, fragt sich noch heute wie sich die Jungs die damals doch recht teuren Motorräder aus Wolverhampton haben leisten können.

Zu Besuch bei einem Tenor in Lautern am Rosenstein auf der Schwäbischen Alb - gutaussehende Jungs mit schnellen Maschinen waren schon damals bei hübschen Mädels beliebt
Schnell und mit Stil unterwegs
IIIA 16634 Kennzeichen der Landeshauptstadt Stuttgart

Unser erstes Rennen

Bildunterschrift dieses Fotos mit dem Originaltext von Norbert Krohmer:

" Mit dieser Maschine fuhr mein Bruder Paul als Schmiermaxe und ich unser erstes Rennen. Es ging nach Freiburg zum Exerzierplatzrennen. Da die Strecke für Seitenwagen zum Überholen zu schmal war, wurden wir einzeln gestartet. Von Anfang an übernahmen wir die Führung. Alles jubelte uns zu. Doch meine Bremsen liesen gegen Ende nach, so daß ein Frankfurter der Erste wurde. Immerhin eine zweiter Platz. Gegen abend fuhren wir dann mit blankem Rohr und einer Karbidfunzel am Lenker in Richtung Stuttgart. Gegen 12.00h Mitternacht hielten wir vor dem Kaffee Bossinger, Böblinger Straße. Dort warteten schon unsere Motorrad-Bräute auf uns "

Ein gestochen scharfes Foto, Norbert und Emil Krohmer waren zeit Ihres Lebens für AGFA tätig
Das Renngespann wurde gelegentlich auch für private Ausfahrten mit der Braut genutzt
Das Renngespann wurde gelegentlich auch für private Ausfahrten mit der Braut genutzt. Man beachte die für Gespannbetrieb verstärkte Gabel und die bei in Deutschland ausgelieferten A.J.S Modellen typische Bosch Beleuchtung.
Das Renngespann wurde gelegentlich auch für private Ausfahrten mit der Braut genutzt
Alle drei Brüder auf den OHC Modellen aus Wolverhampton. Paul und Emil auf den M7 350cc OHC Satteltankmodellen, Norbert Krohmer auf seiner K10 - 495cc OHC Maschine mit half TT Tank.
Emil Krohmer auf seiner A.J.S Model M7 beim Solitude Rennen am Sonntag 13.Juli 1930
Emil Krohmer auf seiner A.J.S hinter einer Hecker aus Nürnberg oder ist es eher eine Cotton?
Emil Krohmer beim Solitude Rennen am Sonntag 13.Juli 1930

Die Solitude Rennstrecke vor den Toren Stuttgarts

Die Geschichte zur Solitude Rennstrecke
 

Die Tradition der legendären Solitude-Rennen begann bereits im Jahr 1903 mit einem Bergsprint für Motorräder vom Stuttgarter Westbahnhof hinauf zum Schloss Solitude. Ein paar Jahre später wurde der Start zum Schützenhaus im Vorort Heslach verlegt. Bis 1924 wurde dann auf dieser Strecke alljährlich ein Bergrennen ausgetragen, ab 1922 auch mit Sport- und Rennwagen. Mercedes schickte von Beginn an alljährlich seine besten Rennwagen und Fahrer zur Solitude und bei BMW wählte man das bereits renommierte Rennen für den Ersteinsatz der neuen Rennmotorräder. 1925 gab es erstmals ein Rennen 'Rund um die Solitude' über zirka 22 km Rundenlänge. Der Rundkurs galt als sehr anspruchsvoll und wurde mit der berühmten Targa Florio in Sizilien verglichen. Nun kamen auch immer mehr ausländische Fabrikate und Fahrer, so dass die Veranstaltung bald zu den besten Europas gehörte. Von Jahr zu Jahr stieg die Zuschauerzahl an und die Renntage gerieten mitunter zu wahren Volksfesten. Nach 1927 durfte die Strecke aus Sicherheitsgründen nicht mehr von Automobilen befahren werden und bis 1937 fanden nur noch Motorradrennen statt. 1931 wurde die Streckenlänge auf 19 km verkürzt und 1935 ein neuer 11 km langer Rundkurs abseits von Schloss Solitude durch das Mahdental gefunden, der später der klassische Solitude-Ring der Nachkriegszeit werden sollte.


The tradition of legendary Solitude races just began in 1903 with a hillclimb sprint for motorcycles starting downtown from Stuttgart’s western railwaystation and finishing up at Solitude castle. A couple of years later the start was moved to Schützenhaus in the suburb Heslach. Until 1924 this was the track for the annual hillclimb race, since 1922 also for sports and race cars. Mercedes from the beginning sent their best racing cars and drivers in every year and at BMW they decided to debut their first racing motorcycles in this already well known race. In 1925 for the first time there was a circuit race ‘Rund um die Solitude’ leading over about 22 km each lap. The circuit was considered as being very demanding and was compared with the famous Targa Florio in Sicily. This made attract more and more foreign makes and competitors and the race soon was part of the most prestigious all over Europe. Year by year the number of spectators increased and the race days sometimes became real popular festivals. After 1927 by security reasons the track got no more license to run automobile races and up to 1937 there were only motorcycle competitions. In 1931 the track length was shortened down to 19 km and in 1935 was found a new 11 km long circuit, offside from Solitude castle, leading through twisty Mahdental. This one later became the classic Solitudering of the post-war era.

Originale Bildunterschrift von Emil Krohmer " Samstags Ausfahrt nur für Strolche"
Zwei schnelle Vögel aus Wolverhampton im Parallelflug
Die K7 von 1928 und die M7 beim Posen mit Ihren Besitzern
Von dort kamen bis zur Übernahme der Colliers Brüder im November 1931 die schnellen OHC Modelle.
Kleine Pause nach dem wilden Training
Schnittzeichnung des OHC Motors

Frei Wikepedia Patent zur Kettenspannung John Weller:

This invention relates to tensioning device for transmission chains and the like of the kind comprising a slipper in the form of a leaf spring bearing resiliently against a free length of the chain so as to take up slack in the chain. One object of the invention is to provide a simple form of device of this kind of which the damping effect on its own movements is improved.

According to the present invention a tensioning device for transmission chains and the like comprises a laminated'leaf spring having one or more leaves anchored at one end and one or more other leaves anchored at the opposite end, the anchorages being fixed or constrained, so that as the spring is flexed its leaves slide over one another throughout their lengths, thereby damping the movement frictionally.

Convenient means is provided to urge the free end portion of at least one leaf towards the 20 opposite end of the spring. For example a tension spring or other resilient tension device may be connected between opposite ends of one or more ofone set of leaves. Alternatively, a tension device may be connected between the free end portions of one or more of one set of leaves and the free end portions of one or more of the other set of leaves. The phrase set of leaves is intended to mean the leaves having a common anchorage and is not intended to exclude a single leaf.

Die Jungs beim Quatsch machen
Die Straßen waren damals ganz schön staubig, mein Vater durfte in den dreißiger Jahren immer die Guzzi des örtlichen Kaufladen-Besitzers putzen. Das Motorrad wurde mit Petroleum abgewaschen, welches im Erdreich versickerte.
Alle Motorräder sind auf diesem Foto blitzblank geputzt
Emil fuhr die AJS bis ca. 1934, anschließend fuhr er eine kurze Zeit eine RBK Ardie, ab 1935 eine neue OHC AJS mit dem Magneten hinter dem Zylinder.
Es dürfte wohl bei der Aufnahme dieses Fotos recht kalt gewesen sein, kein Teilnehmer der Ausflugsgesellschaft hat seine Jacke ausgezogen - auf den Fotos sind nur AJS Sportmodelle zu sehen - Der Händler F.& W. Hermann hat sich über guten Umsatz gefreut.
Auf dem Foto sind neben den beiden M7 Modellen der Krohmer Brüder noch eine Ariel sowie eine OHV Stecktank AJS zu sehen.
Das ist die originale Bildunterschrift zu diesem Bild von Norbert Krohmer:

Im Frühjahr 1934 hatte ich mir eine neue Maschine gekauft. Es ist wieder eine A.J.S mit 500 ccm und heißt "Trophy". Eine Zwischenlösung von einer Sport-/ und Rennmaschine. Ein Serienmodell mit Lichtanlage und Kickstarter. Sie kostete mich 1.650,- Reichsmark. Die Höchstgeschwindigkeit war 140 km/h

Norbert Krohmer mit seiner neuer OHC AJS Modell 34-10 Trophy, sein Bruder Paul neben seiner neuen Rudge Ulster und der kleine Bruder Emil zwischen den Brüdern, seine neue OHC AJS folgt ein Jahr später.
Platz 1 beim ersten Einsatz der neuen OHC AJS - die Brüder Emil und Norbert Krohmer und Anhang ganz schön stolz nach Ihrem Sieg in Hockenheim
Dankschreiben des Bürgermeister von Hockenheim, adressiert an den Rennfahrer Krohmer Stuttgart, ohne Angabe der Straße - frankierter Originalumschlag liegt vor - so würde wohl heute kein Brief mehr ankommen
Bereits am 12.08.1934 gings zum nächsten Renneinsatz. Das Dreifaltigkeits Bergrennen in Spaichingen wurde in Angriff genommen.
Dieser Einsatz ist der letzte dokumentierte Renneinsatz der 34er Kettl von Norbert Krohmer. Das Motorrad befindet sich heute in meinem Besitz und macht bei jeder Ausfahrt jede Menge Spaß.
Bei diesem Rennen konnten die Brüder Krohmer auf den guten 2. Platz fahren.
Die Aufnahme dürfte wohl bei niedrigen Temperaturen aufgenommen worden sein, alle Beteiligten sind warm angezogen.
Simpson und George bei der Arbeit
ein weiteres Foto dieser Ausfahrt
Simpson und George bei der Arbeit
Ein Foto mit hohem technischen Niveau, neben der Rudge Ulster von Paul Krohmer, die 34-10 OHC von Norbert, eine NSU mit dem seltenen OHV Einport Sportkopf, ganz hinten steht Fritz Jerger mit seiner OHC TT Replica

Die Brüder Krohmer waren bis zum Kriegsbeginn große Motorrad Enthusiasten. Leider kam Paul 1945 nicht mehr aus dem Krieg zurück und Norbert hatte ein Bein verloren. Emil startete nach 1950 mit dem Automobil bei Gleichmäßigkeitsprüfungen und Zielfahrten, sein Bruder Norbert modifizierte sich ein DKW Vorkriegs-Gespann um in der schweren Nachkriegs-Zeit seine Familie mobil zu halten. Sein Sohn Thomas Krohmer, dem ich die Bildbände seines Vaters und beider Onkel verdanken darf, sowie zahlreiche Plaketten von Zielfahrten. Rennveranstaltungen und Geschwindig-keits Veranstaltungen (fliegender Kilometer), berichtete mir, dass er als kleiner Junge mit seinem Vater bei allen Läufen an der Solitude war und es immer ein großes "Hallo" gab, wenn sich die alten Hasen die schon vor dem Krieg um die Wette fuhren, wieder getroffen haben. Leider konnte ich Emil sowie auch Norbert Krohmer nicht mehr persönlich kennenlernen, die beiden hätten mir sicherlich viel zu erzählen gehabt.

R.I.P

Werter Herr Thomas Krohmer, vielen Dank für die Übereignung dieser Zeitdokumente, ich werde diese im Sinne Ihres Vaters und Ihrer beiden Onkel in Ehren halten und hoffe diese auf dieser AJS homepage vielen Interessierten zugänglich zu machen.